Ausgangslage

Migration ist ein prägendes Phänomen moderner Gesellschaften, welches in unserer globalisierten Welt immer mehr zunimmt. Während die einen freiwillig in ein anderes Land gehen, um dort etwa zu studieren oder zu arbeiten, sieht sich eine große Zahl an Menschen gezwungen, aus ihrem Land zu flüchten. Ende 2018 waren über 70,8 Millionen Menschen auf der Flucht, von denen 25,9 Millionen ihre Heimatregion aufgrund von Konflikten, Verfolgung oder Verletzungen der Menschenrechte verlassen mussten. 80 % dieser Menschen bleiben innerhalb ihres Herkunftslandes oder flüchten in ein Nachbarland, hunderttausende bis Millionen von ihnen aber schaffen es jährlich bis nach Europa mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. (UNHCR, 2020).

 

Dieses Projekt widmet sich MigrantInnen, die aus verschiedenen Gründen nach Europa gekommen sind; die meisten wollten bessere Bedingungen für Arbeit, Wohnen, Bildung, eine bessere Zukunft für ihre Kinder finden. Sie sind voller Hoffnung und Wünsche und unterschätzen oft die Schwierigkeiten, welche die Integration in eine neue Gesellschaft mit sich bringt. Sie sind nicht vertraut mit dem Gastland und seinen wesentlichen Werten und Systemen, wie dem Sozialsystem, dem Bildungs-, Arbeits- und Gesundheitssystem. Werte, Gepflogenheiten und Regeln sind unterschiedlich, die Geschlechterrollen mögen irritieren, die Kleidung ist eine andere und das tägliche Leben kann stark von den mitgebrachten Erwartungen abweichen. Unterstützung ist daher wichtig, um mit diesen Herausforderungen zurechtzukommen und eine positive Integration zu ermöglichen.

 

Das Projekt MultiPlus+. Migrant Multipliers build Bridges stellt eine Gruppe von Menschen in den Mittelpunkt, die eine solche Unterstützung bieten und einen Beitrag zur Integration leisten: die sogenannten MultiplikatorInnen.  Dies sind überwiegend Frauen, die einerseits in den Aufnahmeländern gut integriert, andererseits in ihren Herkunftscommunitys gut vernetzt sind.  Sie sprechen die Nationalsprache, z. B. Deutsch, sehr gut, sind oftmals Vorbilder und eine Art BrückenbauerInnen zwischen den Communitys bzw. Gesellschaften. sehr gut und dienen oft als Vorbilder und als BrückenbauerInnen zwischen den Gemeinschaften bzw. Gesellschaften. Aus diesem Grund werden sie oft von Organisationen wie z. B. Gemeindezentren engagiert, um Informationen zu spezifischen Themen an MigrantInnen zu vermitteln, so auch von OMEGA in den EU-Projekten Opening doors und Draw the Line, die sich beide der Prävention sexueller Gewalt in unterschiedlichen Settings widmeten.  

 

Herausforderungen

Mit den Aufgaben von MultiplikatorInnen gehen besondere Herausforderungen einher: Trainings für MultiplikatorInnen zielen üblicherweise darauf ab Inhalte zu vermitteln; wenig Augenmerk wird auf die Methoden gelegt, mit denen die MultiplikatorInnen diese Inhalte in ihren Communitys vermitteln.  Die Methode, die in den folgenden Aktivitäten der MultiplikatorInnen verwendet wird, wird im Allgemeinen als "Workshop" bezeichnet. Tatsächlich ist es meistens ein "Informationsgespräch", in dem die MultiplikatorInnen wiedergeben, was sie gelernt haben, und die Zielgruppe (die MigrantInnen in den Communitys) hört zu und stellt zwischendurch Fragen. Dieser Ansatz ist nicht LernerInnen-zentriert und obwohl die TeilnehmerInnen oft froh sind, überhaupt Informationen zu bekommen, wäre es ein wichtiger Schritt Richtung Qualitätssicherung und Professionalisierung von MultiplikatorInnen, ihre Lehr- und Trainingskompetenzen zu fördern.

 

Die pädagogischen Ansätze, die in den Aufnahmeländern verwendet werden, unterscheiden sich oftmals massiv von jenen, die MigrantInnen auf ihrem Bildungsweg kennengelernt haben und stehen oft in Widerspruch dazu, was in ihren Heimatländern unter qualitativem Unterricht und Lernen verstanden wird. MigrantInnen kommen überwiegend aus Kulturen, in denen der Lernprozess beinahe ausschließlich von den Lehrenden bestimmt und dominiert wird. Daher könnten die Lernmethoden, die sie hier im Rahmen von Workshops kennenlernen, zunächst irritierend auf sie wirken. Besonders jene Methoden, die den TeilnehmerInnen vertieftes Arbeiten zu einer bestimmten Thematik abverlangen,  etwa das Zusammenarbeiten in Gruppen und das anschließende Präsentieren der Ergebnisse könnten neu für sie sein (Bsp. UNESCO 2018). Eine Integration jener Methoden, welche die MigrantInnen aus ihren Heimatländern kennen, könnte zur Erreichung der Bildungsziele hilfreich sein.

 

Bisher wurde auch weder auf auf die verschiedenen Rollen Augenmerk gelegt, welche die MultiplikatorInnen abhängig von den zu vermittelnden Themen einnehmen, noch auf die soziopolitische Dimension ihrer Aktivitäten, da sie nicht nur reine Information über eine Thematik an die migrantische Community vermitteln, sondern damit einhergehend auch grundsätzliche Werte des Aufnahmelandes.

 

Ziele und Aktivitäten »